ila

CPAC goes global

Vom Jahrestreffen rechter US-Republikaner zum internationalen Treffpunkt der extremen Rechten

„Protecting America Now“ lautet der Slogan der „Conservative Political Action Conference“ (CPAC) auf ihrer Website, wo sie sich selbst als „das größte und einflussreichste Treffen von Konservativen in der ganzen Welt“ bezeichnet. Der Internet-Auftritt in rot-weiß-blauem Design, mit Streifen und Sternchen überall, ist eine einzige Anspielung auf die US-Flagge. Bei den Treffen der CPAC ertönt zum Auftakt die Nationalhymne der USA. Die Entstehungsgeschichte und Ausrichtung der CPAC sind US-amerikanisch geprägt. Inzwischen ist die Rechtsaußen-Konferenz jedoch auch zu einem bedeutenden Treffpunkt der internationalen extremen Rechten geworden.

Ute Löhning

Gegründet wurde die CPAC 1973 in den USA von der konservativen Dach- und Lobbyorganisation „American Conservative Union“ (ACU) und von der konservativen Nachwuchsorganisation „Young Americans for Freedom“ (YAF). Die ACU, ihre Stiftung „CPAC Foundation“ und von ihr betriebene Einrichtungen wirken mit Kampagnen und Petitionen gegen progressive Abgeordnete, Organisationen und Unternehmen aktiv auf die Politik in den USA und im US-Kongress ein. Auf ihren Websites finden sich Kampagnen und Petitionen gegen Politiker*innen der Demokratischen Partei, gegen den Discounter Walmart wegen angeblicher Unterstützung des Rechts auf Abtreibung, gegen die Finanzinstitute VISA und Mastercard wegen waffenkritischer Äußerungen sowie gegen den Onlineversandhandel Amazon wegen angeblicher Spenden für die Black Lives Matter-Bewegung. Die CPAC und ihre Kampagnen tragen maßgeblich dazu bei, die Republikanische Partei insgesamt immer weiter nach rechtsaußen zu verschieben und zu einer bedingungslosen Gefolgschaft von Trump umzubauen. Unter den Sponsoren der CPAC finden sich der Onlineanbieter „Patriot Mobile“, das rechte Medienunternehmen „Right Side Broadcasting Network“ (RSBN) und viele Organisationen, die gegen das Recht auf Abtreibung mobilisieren. Seit 1974 veranstaltete die CPAC in den USA jedes Jahr eine Konferenz für Konservative aus dem Umfeld der Republikanischen Partei. Zu den Hauptrednern gehörten die US-Präsidenten Ronald Reagan, George W. Bush, Donald Trump und weitere Persönlichkeiten aus der Republikanischen Partei oder deren Umfeld. Aber auch Wirtschafts- und sonstige Interessenvertretungen, wie die „National Rifle Association“ 2018 bei der CPAC in Florida, werden als Sprecher eingeladen und nutzen die Bühne und die Vernetzungsmöglichkeiten.

Seit 2017 tagt die CPAC auch außerhalb der USA, beispielsweise in Japan, Australien, Südkorea, Ungarn, Israel, Brasilien, Mexiko und Argentinien. Seit 2022 finden pro Jahr mehr als fünf Konferenzen in verschiedenen Ländern statt, je nach Austragungsort meist mit stärkerer Beteiligung von politischen Akteuren aus der jeweiligen Region. Der CPAC-Präsident Matt Schlapp und seine Frau, die Politikberaterin der US-Präsidenten George W. Bush und Donald Trump, Mercedes Schlapp, moderieren meistens die Veranstaltungen. Hunderte oder sogar Tausende Besucher*innen kommen zu den öffentlich in Hotels oder großen Hallen stattfindenden Konferenzen und zahlen oft mehr als 100 US-Dollar Eintritt. Premium-Eintrittskarten, die zur Teilnahme an Nebenveranstaltungen – teils auch mit wirtschaftlich relevanten Akteuren – berechtigen, kosten mehrere tausend Dollar.

Internationale Vernetzung und Verstärkung

Inzwischen hat die CPAC eine wichtige Funktion für die Vernetzung und gegenseitige Unterstützung extrem rechter Akteure weltweit und greift auch in nationale Auseinander­setzungen außerhalb der USA ein. So stärkte die erste in Mexiko ausgetragene CPAC im November 2022 dem mexikanischen Schauspieler und aufstrebenden Rechtsaußenpolitiker Eduardo Verástegui den Rücken.1 Für eine Kandidatur als Präsidentschaftskandidat bei den Wahlen 2024 erhielt Verástegui dennoch nicht genügend Unterschriften.

Im Dezember 2024 beschwor der rechts-libertäre argentinische Präsident Javier Milei bei der in Argentinien tagenden CPAC eine „rechte Internationale“. Er sieht die Regierungen von Argentinien und den USA, Italien und Israel, El Salvador und Ungarn als Avantgarde in einem Kulturkampf von rechts. Dieses Narrativ richtet sich immer gegen progressive soziale, ökologische, feministische und menschenrechtsorientierte Politik, die wahlweise als Wokismus, Globalismus, Genderideologie, Sozialismus oder kultureller Marxismus gebrandmarkt wird.2

In ihrer politischen Ausrichtung ist die CPAC noch weiter als zuvor nach Rechtsaußen gerückt. Eine Abgrenzung von offen demokratie-feindlichen Positionen findet nicht mehr statt. Eduardo Bolsonaro, der Sohn des brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, wartete bei der CPAC 2024 in Buenos Aires mit einer Kampagne auf: Er forderte die argentinische Regierung auf, den Personen Asyl zu gewähren, gegen die in Brasilien wegen der Erstürmung des Regierungspalastes im Januar 2023 – also wegen des Putschversuchs gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Lula da Silva – strafrechtlich ermittelt wird.

Besonders bekannt wurde der gemeinsame Auftritt von Javier Milei und dem damaligen Leiter der US-Deregulierungsbehörde (DOGE), Elon Musk, bei der CPAC im Februar 2025 in Washington DC. Mit einer Kettensäge und röhrendem Sound feierten sie sich und ihre Erfolge im Sinne einer rechts-libertären Ideologie, deren Ziel sozialer Kahlschlag, die Umverteilung gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben und der weitgehende Abbau des Staates sind. Außerdem zeigte der Trump-Vertraute Steve Bannon am Ende seiner Rede in Washington DC den Hitlergruß. Der CPAC-Slogan „Protecting America Now“ steht heute für Turbokapitalismus gepaart mit Kulturkampf von rechts und die Unterstützung Donald Trumps.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit dem Rechercheprojekt „Linea B – Researching authoritarian politics between Latin America and Europe“, einem Kooperationsprojekt der argentinischen Menschenrechtsorganisation CELS ( Centro de Estudios Legales y Sociales) und ReGA (Research against Global Authoritarianism). Der ReGA-Newsletter ist zu abonnieren unter: